Neuer Wind bei der Cooperation OGD Österreich

Interview

Brigitte Lutz und Simon Hofer beim Interview zur Cooperation OGD Österreich Simon Hofer folgt Brigitte Lutz als Sprecher nach

Die Cooperation Open Government Data Österreich – kurz Cooperation OGD Österreich – hat das Ziel, die Basis für die Zukunft von Open Government Data in Österreich zu legen. Brigitte Lutz (Stadt Wien) ist mit September 2024 von ihrer langjährigen Funktion als Sprecherin zurückgetreten. Ihr folgt der Open-Data-Beauftragte des Parlaments Simon Hofer, er wurde einstimmig als neuer Sprecher gewählt. In einem Interview sprachen die Beiden über die Entwicklung der Cooperation OGD Österreich, aktuelle Baustellen und zukünftige Pläne.

Brigitte, du warst langjährig die Sprecherin der Cooperation OGD Österreich. Wie lange genau und warum hat dich diese Position einfach nicht losgelassen?

Das erste halbe Jahr nach Gründung im Jahr 2012 war Roland Ledinger Sprecher. Dann wurde ich gewählt. Eigentlich war alle halben Jahre ein Wechsel der Sprecher:innen-Rolle vorgesehen. Das haben wir nie zustande gebracht. Alle waren zufrieden und mit ehrenamtlichen Tätigkeiten ist es oft nicht so leicht, jemanden für gewisse Zuständigkeiten zu begeistern. Und ich habe es – ehrlich gesagt –  langjährig mit Begeisterung gemacht, aber jetzt, nachdem ich vor dem Ruhestand stehe, war es notwendig, den Wechsel wirklich durchzuführen.

Wenn du zurückblickst, auf welche Erfolge bist du denn stolz und welche Entwicklungen werden dir aus der Zeit besonders in Erinnerung bleiben?

Wir waren Pioniere im Bereich Open Data im europäischen Raum. Aus der Cooperation ist vieles entstanden, was noch immer gilt. Zum Beispiel die Metadaten, Metadaten data.gv.at, haben wir in einer Subarbeitsgruppe der Cooperation entwickelt. Wir haben Rahmenbedingungen für Open Government Data in Österreich erarbeitet, die im Prinzip noch immer gelten. Und wir haben uns sehr früh auf die Creative-Commons-Lizenz geeinigt. Da waren wir, glaube ich, auch bei den ersten in Europa dabei. Die Deutschen haben z. B. auf eine eigene Datenlizenz gesetzt und letztlich schwenken die jetzt auch auf die Creative-Common-Lizenz.

Und dass wir das nicht nur sehr früh als mehr oder weniger informelle Arbeitsgruppe, nicht formal irgendwo bestellt, „per Handschlag“ nachhaltig festlegen konnten – das ist das Schöne. Ich glaube, dass wir immer am Zug der Zeit waren. Wir haben uns als Think Tank zu dem Thema Open Data in Österreich gesehen, alle, die da beteiligt waren.

Gibt es abseits von den Erfolgen irgendwelche Thematiken, die dich dauerhaft begleitet haben oder die du jetzt auch noch als offen sozusagen zurücklässt?

Ja natürlich. Beispielsweise die Formalisierung. Die Cooperation ist unter einem Kastanienbaum im 14. Bezirk gegründet worden. Das hat uns schon eine Zeit lang auch Schwierigkeiten gemacht, vor allem in Bezug auf die formale Kooperation Bund-Länder-Städte-Gemeinden, wo es dann auch um Festlegungen geht, die finanzielle Auswirkungen haben.

Und das zweite: Wir haben das – wir nennen es liebevoll Schwestern-Portal – zweite Portal für Open Data in Österreich, OpenDataPortal.at im Rahmen eines NetIdee-Projektes ins Leben gerufen. Und hier ist es uns bis dato nicht gelungen, die Wirtschaft wirklich dafür zu begeistern. Das zieht sich schon seit Jahren durch die Sitzungsprotokolle, dass die Wirtschaftskammer uns mit „Aufs“ und „Abs“ begleitet, leider eher mit „Abs“. Und das verstehe ich irgendwie nicht, dass die Wirtschaft diese Chancen von Open Data schwer fasst und schwer erkennt. Das wirklich ernst nehmen des Themas sehe ich leider (noch?) nicht.

Ein Blick in die Zukunft, was würdest du dir wünschen für die Cooperation?

Dass es Leute gibt, die so wie ich dieses Thema lieben und auch weitertragen. Es geht viel mit eigenem Engagement und Überzeugungsarbeit einher, die man immer wieder leisten muss. Ich wünsche mir, dass man den Nutzen und die Chancen wirklich erkennt und lebt und dass die Wirtschaft das auch ernst nimmt und ihren Beitrag leistet.

Ich würde gerne noch kurz bei der Wirtschaft bleiben: wenn es um den Bereich Data Spaces geht haben wir bei der DIO festgestellt – und das höre ich bei dir Brigitte auch raus – dass oft zwar irgendwo Awareness da ist und sie zeitgleich für eine gute Arbeit mit und in Data Spaces doch auch wieder fehlt. Wir bewegen uns in einer Blase.

Was ich sehe: wenn man mit Open Data irgendwo einsteigt (das ist ja wirklich die höchste Schule des Data Sharings, weil man alles offen und frei nach außen gibt), da kann man viel lernen. Wir haben aber die Erfahrung – gerade in der Verwaltung und noch stärker in der Wirtschaft – dass hier nach wie vor viel Unsicherheit herrscht. „Was passiert mit den Daten?“ Wir wollen alles unter Kontrolle halten. Ob Open Data oder Data Spaces – alle sagen, es ist wichtig und notwendig, die EU hat sich durch ihre Datenstrategie und auch durch Richtlinien positioniert, man will Datenökosysteme befeuern.

Und es ist ja so: Ob Open Data oder im kleineren Rahmen bei den Data Spaces, die Governance ist die gleiche: ich muss die Daten klassifizieren, beschreiben und ich muss den Mut haben, dem Ding zu vertrauen. Was kann man tun? Viel Aufklärungsarbeit, was die DIO ohnehin macht. Wir haben im Open Data Bereich Broschüren und Folder gemacht, um das Thema unter die Leute zu bringen. Wir schauen, dass wir auch in den Schulen, in der Ausbildung das Thema frühzeitig mitgeben, dass die Daten-Denke und Daten-Liebe durch die nächste Generation kommt.

Hinsichtlich der Zukunft der OGD Cooperation: Gibt es weitere Baustellen?

In Subarbeitsgruppen* wurde ein Paper zur Zukunft der Cooperation OGD Österreich erstellt. Ein wichtiger Punkt ist und war die Cooperation auf saubere Beine zu stellen mit einer Geschäftsstelle in einer zuständigen Bundesstelle. Das zweite ist Open Data mit Data Spaces anständig verknüpfbar zu machen, weil derzeit das eher getrennte Welten sind, die aber zusammenwachsen sollten.

Große Fußstapfen – Simon Hofer übernimmt die Sprecher:innen-Rolle

Simon, du übernimmst nun von Brigitte das Amt und bist der neue Sprecher der Cooperation. Brigitte hat schon viel über die Zukunft und etwaige Baustellen gesprochen – was sind denn deine Pläne und Ansätze für das kommende Jahr?

Simon: Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen dem, was es fortzuführen gilt, also Dinge, die die Cooperation ausmachen. Das sind z. B. die Arbeitsgruppen. Da möchte ich dahinter bleiben, dass die bestehen bleiben. Man sieht immer wieder, dass wenn man nicht antreibt, Dinge am Weg verloren gehen. Das geht natürlich (auch) mit der Tatsache einher, dass die Arbeit in der Cooperation ehrenamtlich ist. Was in diesen Arbeitsgruppen bisher geleistet wurde, war wertvolle Grundlagenarbeit. Und was ich als Sprecher jetzt sehe, ist, dass wir das zusammenfassen und Dinge auf den Boden bringen müssen.

Außerdem läuft alles auf ein großes Thema zurück: die Formalisierung. Aktuell basiert alles auf Freiwilligkeit. Für eine Organisation macht es einen Unterschied, ob ich jemandem Ressourcen gebe, um bei einer losen Zusammenkunft dabei zu sein oder ob ich sage, es gibt einen Verein, der von einem Ressort koordiniert wird. Das wäre mein wichtigster Anspruch, dass ich da in dem Jahr, das für die Sprecherrolle vorgesehen ist, die Grundlagen lege, dass der oder die Nächste darauf aufbauen kann.

Das zweite ist das Schwesternportal OpenDataPortal.at. Das stärker voranzutreiben hat auch etwas damit zu tun, die Wirtschaft mehr mit ins Boot zu holen. Dass man z. B. mit der Wirtschaftskammer spricht, dass die Awareness für ihre Mitglieder schaffen, eventuell Schulungen anbieten. Es ist ein großes Ziel, ob das Umsetzbar ist, ist die andere Frage. Aber ich möchte auf jeden Fall die Initiative ergreifen.

Außerdem wäre es mir ein Anliegen über den DACHLI Raum hinauszublicken, nach Frankreich beispielsweise, nach Italien, sich hier einfach auszutauschen. Das wären die – realistischen – Kernpunkte. Man muss bedenken, dass gerade Dinge wie die Formalisierung auch Zeit brauchen und eher langfristig angesetzt werden müssen.

Was kann ein bestehendes Mitglied tun, um die Cooperation weiter zu unterstützen oder was würde es brauchen, um jemanden von außen dazu zu holen?

Brigitte: Im Falle der DIO ist der Präsident einer der Open Data – Pioniere. Die DIO hat auch das Know-How / die richtige Denke im Datenökosystem. Wichtig wäre aus meiner Sicht die Verbreitung dieser Gedanken. Vielleicht gewinnt man auch das ein oder andere Mitglied, Teil der Cooperation zu werden oder ihre Daten im Open Data Portal zu publizieren. Irgendein Stück Open Data hat jeder! Mit dem könnte man üben, das wäre ein erster Schritt.

Simon: Leute reinholen, das Thema weitertragen, die Leute aufmerksam machen. Wir brauchen Treiber. Treiber, die das verstärken. Die Cooperation hat nicht die Zugänge zu Unternehmen. Es wäre einfach, den Unternehmensstandort und z. B. Öffnungszeiten als Datensatz hochzuladen. Damit sind schon viele Dinge machbar.

Dieser Kulturwandel, den es immer mehr gibt, die Angst nehmen, dass Dinge mit den Daten gemacht werden, die ich nicht möchte – diesen zu fördern, zu unterstützen und klar zu machen, wie durch Daten ein Mehrwert für das eigene Unternehmen gewonnen werden kann.

Danke Brigitte und Simon für das Interview!

Mehr Information zur Cooperation OGD Österreich

* Mehr Informationen zur Subarbeitsgruppe „Open Data“ finden Sie auf unserer Unterseite „Arbeitsgruppen“ 

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