In Villach wurde während der Data Spaces Unchained Roadshow das Potenzial von Data Spaces und die zahlreichen Möglichkeiten, die sich durch diese Technologie ergeben, besonders hervorgehoben.
Am 19. September fand die vierte Station der DIO-Roadshow unter dem Motto „Data Spaces Unchained“ in Villach an der Fachhochschule Kärnten statt. Wir sind detailliert auf das Geschäftspotenzial von Data Spaces eingegangen und veranschaulichten mit Best-Practice-Beispielen, wie diese sinn- und wertvoll in jedem Business eingesetzt werden können.
Bei der Tagesveranstaltung handelte es sich um den Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft. Die Kombination von Kreislaufwirtschaft und Data Spaces eröffnet Möglichkeiten, wie wir Nachhaltigkeit und Effizienz in verschiedenen Branchen vorantreiben können. Die Teilnehmer:innen haben nicht nur mehr über Data Spaces erfahren, sondern auch wie aus einem Setting eine Idee entsteht, die zu einem Mehrwert für alle Stakeholder:innen anwächst. Die Teilnehmer:innen haben in Villach die Chance ergriffen und konnten persönlich Erfahrungen austauschen und von Best-Practice Akteur:innen lernen.
Rafael Auer, Ecobat Austria GmbH Natascha Totzler, nexyo GmbH
Data Space User Journey und Datengetriebenes Batterierecycling | Natascha Totzler, nexyo | Rafael Auer, Ecobat Resources Austria
Geschäftsführerin von nexyo Natascha Totzler hat den Teilnehmer:innen eindrucksvoll die Vision einer User Journey für Unternehmen vorgestellt. Sie verdeutlichte, wie aus einer anfänglichen Idee ein Nutzen für alle Beteiligten entstehen kann und unterstrich dabei das immense Potenzial dieser Technologie.
Nexyo, als führendes Deep-Tech-Unternehmen, bietet eine innovative, dezentrale und skalierbare Datenplattform. Diese Plattform schafft eine vertrauenswürdige digitale Umgebung, um den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Daten zu erleichtern. Nexyo ist überzeugt von der Innovationskraft der datengesteuerten Zusammenarbeit und ermöglicht eine kollaborative Vernetzung in einem Datennetzwerk mit dezentraler Softwarearchitektur, sicherer Datenspeicherung und standardisiertem Datentransfer.
Gemeinsam mit Nexyo als Partner unter dem Dach der DIO entsteht ein Data Space der Themen der Kreislaufwirtschaft, Umwelt und Wirtschaft verbindet mit dem Bezug auf das Recycling von Blei Säure Akkumulatoren.
Hier soll aber noch lange nicht das Ende sein, denn nach dem regen Austausch in der Community wurden bereits weitere Datenquellen analysiert, welche hinzugezogen werden können, um diesen Data Space für andere interessant zu machen. Die Blei-Säure Batterie ist mit ihrer Rezyklierbarkeit von 98% ein Vorreiter in der Circular Economy in Österreich und kann auch helfen die weiteren notwendigen Schritte in anderen Zweigen der Wirtschaft in Data Spaces wachsen zu lassen. Blei und seine Begleiter in den Blei-Säure Akkumulatoren und Daten haben gemeinsam, dass sie einen fortwährenden Nutzen darstellen und in sich einen Kreislauf bilden können.
Patrick Awart, Eviden Austria GmbH
Digitaler Produktpass für Kreislaufwirtschaft auf der Basis von Data Spaces | Patrick Awart, Eviden Austria
Business und Tech Lead von Eviden Austria Patrick Awart ist in seinem Vortrag detailliert auf die innovativen Strategien des Digitalen Produkt-Passes (DPP) eingegangen: “Der DPP wird die Interaktion mit Produkten revolutionieren, ähnlich wie GPS und Google Maps dies für die Navigation getan haben. Er wird eine individuellere und Echtzeit-Transparenz über den gesamten End-to-End Prozess bieten.
Herr Awart erklärte: Digitale Produkt-Pass ermöglicht es den Verbrauchern , den CO2-Fußabdruck eines Produkts in Echtzeit zu verfolgen. Dies bedeutet, dass man beim Kauf eines Produkts genau wissen kann, wie viel CO2 während seiner Herstellung und Lieferung freigesetzt wurde und somit nachhaltige Entscheidungen seitens des Käufers getroffen werden können. Durch diese Transparenz ist es möglich die gesamte Lieferkette des Produkts in Echtzeit zu verfolgen, die Nachhaltigkeit des Produkts in messbaren Größen zu bewerten.
Die Verwendung von Produkten, die aus nachweislich recycelten Materialien hergestellt wurden, wird zur Norm, nicht zur Ausnahme. Dies fördert die Nachhaltigkeit, indem es den Markt für recycelte Produkte stärkt und Unternehmen dazu ermutigt, recycelte Materialien in ihren Produkten zu verwenden.
Bedeutung und Möglichkeiten der Informationsintegration entlang von Wertschöpfungsnetzwerken | Roland Willmann, Fachhochschule Kärnten
Klassische lineare Wertschöpfungsketten starten mit der Ausbeutung technischer Rohstoffe und deren Aufbereitung in Rohmaterialien. Im Maschinebau werden daraus Bauteile und in der Folge, entlang der Wertschöpfungskette, Baugruppen und Endprodukte hergestellt. Die Endkunden nutzen diese Produkte und entsorgen diese zu oft mangels weiteren Bedarfs funktionsfähig oder aufgrund eines Mangels ohne Versuch der Reparatur.
Recycling, in heute noch zu geringem Ausmaß, ist derzeit der einzige Ansatz zur Nachhaltigkeit. Elektro- und Elektronikmüll wächst laut World Economic Forum 2021 jährlich weltweit mit einer Rate von ca. 4% bei 57 Mt im Jahr 2021. Davon wurden, ebenfalls 2021 nach dieser Studie nur 17,4% ordnungsgemäß recycelt. Die Europäische Union weißt in einer aktuellen Horizon Europe Projektausschreibung auf eine jährliche Wachstumsrate von 2% bei Elektro- und Elektronikmüll hin.
In manchen Bereichen werden alternativ biogene (natürlich nachwachsende Rohstoffe) eingesetzt und somit der technische Recycling-Ansatz durch einen technischen oder natürliche Kompostieransatz ergänzt.
Nachhaltig sind beide Ansätze nur in geringem Ausmaß. Den weiterhin werden technische Rohstoffe umweltzerstörend abgebaut und nachwachsende Rohstoffe stehen in Konkurrenz zum Anbau von Lebensmitteln sowie der Biodiversität. Naheliegend ist daher ein Ansatz zur möglichst langen Nutzung eines Endproduktes, einer Baugruppe oder eines Bauteils auf der jeweils erreichten Bearbeitungsstufe. Ansätze dazu bieten die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft nach dem Modell der Ellen Mac Arthur Foundation. Ausgehend vom Endkunden dem Produkt in seinem Besitz (nicht notwendigerweise Eigentum) sind Ansätze der gemeinsamen Nutzung oder auch die Weitergabe gebrauchter Produkte der erste Ansatz (sharing, reuse). Dieser Ansatz lässt sich teilweise auch auf Baugruppen oder Bauteile übertragen. Reparatur oder Erneuerung bereits benutzter Produkte, Baugruppen oder Bauteile ist ein weiterer Ansatz.
Während die Erfassung von Daten während der Herstellungsprozesse des Produktes manuell oder teilautomatisiert erfolgt, werden Lebenszeitdaten entweder durch eine online-Kommunikation des Produktes mit Cloud-basierten Plattformen (siehe Internet of Things – IoT) oder, bei Produkten mit geringerer Komplexität, durch die lokale Speicherung von Nutzungsdaten im Produkt selbst erreicht. Zum Zeitpunkt der „Entsorgung“ des Produktes wäre dann das Auslesen und Hochladen dieser Daten in eine Cloud-basierte Plattform bspw. durch den Entsorgungsdienstleister durchzuführen. Damit würden diese Daten für die Rückwärtslogistik verfügbar werden.
Genau an dieser Stelle kommen Data Spaces ins Spiel. Denn Data Spaces sind genau diese technische Lösung für die dezentrale Speicherung von Produktdaten unter Sicherstellung der Vertraulichkeit von Daten, welche nur für eingeschränkte Teilenehmerkreise zugänglich sein sollen.
Aufgrund der genannten Eigenschaften semantischer Modelle und der dezentralen Ausrichtung von Data Spaces sind hierarchische, verteilte Ansätze von semantischen Modellen ebenfalls umsetzbar. Sie entsprechen so den Bedürfnissen der Stakeholder im Zuge der Informationsakkumulation während des Produktentstehungsprozesses, und sie unterstützen den fragmentierten Zugang zur Information im Zuge der Reverse-Logistik und des damit verbundenen Dekompositionsprozesses.
Gert Breitfuss und Angela Fessl von Know-Center GmbH
Supply Chain Data Spaces – Sicherer Datenaustausch in Wertschöpfungsnetzwerken | Gert Breitfuss und Angela Fessl, Know-Center
Angela Fessl, Deputy Research Area Head und Gert Breitfuss, Senior Research von KNOW-CENTER haben das Projekt „dataSChare“ und daraus entwickelte Konzept präsentiert, welches als ein wegweisender Schritt in Richtung einer effizienteren und vernetzten Datennutzung für Unternehmen und ihre Supply Chain-Partner:innen dient. Diese innovative Lösung ermöglicht es, Daten nahtlos zwischen verschiedenen digitalen Plattformen auszutauschen, indem sie durch unkomplizierte Vereinbarungen miteinander verknüpft werden. Der Schlüssel zu diesem reibungslosen Datenaustausch ist ein unabhängiges „Adressbuch“, das es Unternehmen erleichtert, die gewünschten Informationen und Datenquellen zu finden. Für Unternehmen und Supply Chain-Partner:innen bietet „dataSChare“ die Möglichkeit einer einmaligen Anbindung an ihr eigenes ERP-System. Dies erleichtert den Zugang zu den Vorteilen des Netzwerks und ermöglicht eine reibungslose Integration in die vorhandenen Geschäftsprozesse.
Data Space Dienstleister, die Teil des „dataSChare“-Ökosystems sind, bieten eine breite Palette von Dienstleistungen und Datenangeboten an. Unternehmen haben die Möglichkeit, aus verschiedenen Anbieter:innen zu wählen, die unterschiedlichen Lösungen und Services bereitstellen. Diese Vielfalt ermöglicht es Unternehmen, maßgeschneiderte Lösungen zu finden, die ihren individuellen Anforderungen entsprechen.
Die Data Space Betreiber spielen eine zentrale Rolle, denn sie sind verantwortlich für die nachhaltige Verwaltung, Pflege und kontinuierliche Verbesserung der ACSN-Standards, die die Grundlage für den Datenaustausch bilden. Darüber hinaus übernehmen sie die Koordination und Verwaltung der technischen Infrastruktur, einschließlich des Adressbuchs. Als Interessenvertretung der ACSN-Mitglieder setzen sie sich dafür ein, dass die Bedürfnisse und Anforderungen aller Beteiligten berücksichtigt werden und das Netzwerk optimal funktioniert.
Durch die Zusammenarbeit von Data Space Dienstleistern, Unternehmen und Data Space Betreibern entsteht eine vernetzte Datengemeinschaft, die die Zukunft der digitalen Zusammenarbeit in der Wirtschaft gestaltet.
Green Data Hub – Data Space Architektin Lisa Nussbaumer
Data Spaces ermöglichen es Unternehmen, Ressourcenverfügbarkeit und -nachfrage in Echtzeit zu überwachen | Green Data Hub Data Space Architektin Lisa Nussbaumer
Green Data Hub Data Space Architektin Lisa Nussbaumer stellte Data Spaces als eine vielversprechende Lösung für die Bewältigung von Herausforderungen in der Kreislaufwirtschaft vor. Innovative Ansätze zur Datenverwaltung und -freigabe haben das Potenzial, die Effizienz und Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Branchen entlang von Wertschöpfungsketten erheblich zu verbessern.
Eine der zentralen Herausforderungen in der Kreislaufwirtschaft ist die Ermöglichung eines kontinuierlichen Datenflusses entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Data Spaces können hierbei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie als Vernetzungsplattform oder Datenmarktplatz fungieren. Sie ermöglichen es Unternehmen, Daten nahtlos und in Echtzeit auszutauschen, sowohl innerhalb der Organisation als auch mit externen Partner:innen und Stakeholder:innen. Dieser reibungslose Datenfluss ist von entscheidender Bedeutung, um den Informations- und Wissensaustausch in der Kreislaufwirtschaft zu steigern.
Die effizientere Ressourcennutzung ist ein zentrales Anliegen in der Kreislaufwirtschaft. Data Spaces ermöglichen es Unternehmen, Ressourcenverfügbarkeit und -nachfrage in Echtzeit zu überwachen. Auf dieser Grundlage können sie ihre Produktionsprozesse besser planen, Materialien effizienter nutzen und Abfälle minimieren. Dies trägt nicht nur zur Kosteneinsparung bei, sondern auch zur Reduzierung der Umweltauswirkungen.
Schließlich erleichtern Data Spaces auch das Krisen- und Risikomanagement in der Kreislaufwirtschaft. Durch den kontinuierlichen Datenfluss können Unternehmen frühzeitig auf potenzielle Probleme reagieren, sei es ein Lieferengpass bei recycelten Materialien oder eine plötzliche Änderung in der Nachfrage. Dies erhöht die Resilienz der Branche und trägt dazu bei, Herausforderungen wie Rohstoffknappheit oder Marktvolatilität besser zu bewältigen. Zusammenfassend können Data Spaces dazu beitragen, die Kreislaufwirtschaft zukunftsfähiger zu gestalten, indem sie den kontinuierlichen Datenfluss fördern, sicheren Datenaustausch gewährleisten, die Ressourcennutzung optimieren und das Krisen- und Risikomanagement erleichtern. Diese Innovationen haben das Potenzial, die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Branche entscheidend zu verbessern.
Anbei finden Sie die Präsentationen der Vortragenden:
Nexyo (Natascha Totzler) und Rafael Auer (Ecobat Austria)
Know-Center (Angela Fessl und Gert Breitfuss)
Fachhochschule Kärnten (Roland Willmann)